Donnerstag, 30. September 2010

26-29.09.2010 (西暦2010年9月26・29日)

Liebe Leser,

mangels Zeit war es mir leider und wird es mir auch in den kommenden Wochen wohl nicht möglich sein, diesen Blog täglich aktuell zu halten.
Da ich unter der Woche die meiste Zeit des Tages im NCC Center verbringe, passiert allerdings auch nicht viel wovon zu berichten sich lohnen würde.

Den Morgen des zweiten Sonntags in dieser Stadt verbrachten wir abermals nicht in der Kirche, wie es wohl löblich gewesen wäre, da der Gottesdienst hier schon um 8:30 stattfindet und uns gemeinerweise zu dieser Zeit noch das Bett gefangen hielt. So bestand der Morgen abermals aus Reiskochen, Japanischlernen und (theologischem) Diskutieren und Sinnieren. 
Gegen Mittag machten Mathias und ich uns aber dann auf um uns die hiesige Konsummeile anzusehen und gegebenenfalls auch dem Konsum zu frönen. Auf dem Weg zu dieser Einkaufsstraße, der Teramachi-dori (dt. "Tempelstadtstraße"), die ihrem Namen angesichts der vielen Kosumtempel alle Ehre macht, sahen wir uns auch in den angrenzenden Stadtvierteln ein wenig um.

und kamen unter anderem am Goethe-Institut Japan vorbei, was mir durchaus ein Foto wert schien. 

Der Grund für die vielgelobte Sauberkeit japanischer Städte. 

Dieses hübsche Fleckchen Grün am Eingang eines Tempels befindet sich am Wegrand eines lebendigen Stadtviertels mitten in Kyoto... 

...und grenzt fast direkt an die Fasade dieser christlichen Kirche an, die leider, mangels ästhetischen Einfühlungsvermögens, ein Mahnmal für die westwärts häufig anzutreffende Betonklotzbauweise ist. 

Effiziente Raumnutzung. Zum Glück sind die Japaner nicht so groß. 

Vom Blick auf die 寺町通り(Teramachidori)



zum Blick hinein. (Im Vordergrund ist übrigens Mathias zu sehen.)

Getränkeautomat am Eingang zum Friedhof eines Tempels in der Teramachidori


Das Leben mit den Toten. Der von Hochhäusern umgebene Friedhof in der Teramachidori.

Da dieses Symbol wohl noch häufiger autauchen wird, eine kurze Erklärung um Missverständnissen vorzubeugen: Das Hakenkreuz auf diesem Räucherkessel ist kein Relikt unverarbeiteter Geschichte, sondern eine Swastika, die ein Symbol des Glücks und daher auf zahlreichen Gegenständen zu finden ist.

Nur eine Nische im Konsum. Eine christliche Buchhandlung am Rand der Einkaufsmeile.

Eine Pachinko-Halle. Zur Erklärung: Pachinko ist ein wahnsinnig langweiliges Spiel bei dem man Metallkugeln beim Fallen durch einen Automaten zusehen kann und lediglich die Geschwindigkeit der nachkommenden Kugeln bestimmen kann. Das Spiel ist somit ein reines Glücksspiel bei dem es allerdings offiziell nichts zu gewinnen gibt, da Glücksspiel in Japan verboten ist. Im Endeffekt kann man bei diesem Spiel aber dann doch etwas gewinnen, denn sonst würden nicht ungefähr 16 Mio. Japaner regelmäßig an solchen Kästen sitzen. Da sich das Gewinnen beim Gewinnspiel nur auf Geldpreise bezieht, werden entweder Sachpreise oder Goldbarren vergeben, die man bei einem, meist zufällig neben der Pachinkohalle ansässigen Edelmetallhändler verkaufen kann. Da es von diesen Hallen in Japan ca. 16 000 Stück gibt, ist es kein Wunder, dass man an jeder zweiten Straßenecke eine findet. Zum Ausprobieren ist bisher noch keiner von uns gekommen, aber wenn es dazu kommen sollte, werde ich sicherlich auf irgendeine Weise mein Gehör schützen, da der Kugelhagel in diesen Hallen enorme Lautstärken annimmt.

Eine katholische Kirche in Kyoto.

Soweit zu unserem Ausflug am Sonntag. Des Abends gab es Reis, welch Überraschung.

Am Montag, den 27.09. hatten wir unseren zweiten Studientag im NCC Center, wobei wieder Teile der japanischen Sprache erlernt, die japanische Kultur und Geschichte ergründet und Origami gefaltet wurde. Das einzig vorzeigbare Ergebnis, abgesehen von der Fülle der geistig gesprossenen Blüten, war an diesem Tag der gewissermaßen "zu Papier gebrachte" Kranich, den jedes japanische Kind wohl bereits im Mutterleib faltet. Mein bescheidener erster Versuch:



Der gestrige Dienstag, der 28.09. lief nach dem Modell des Vortages ab, weshalb lediglich von meinem Mittagessen, Onigiri (Reisdreicke oder Reistaler mit variierender Füllung), zu sagen ist, dass solche mit "hanbaga" (zu deutsch Hamburger) und die Kastaniengefüllten besonders schmackhaft sind. Da allerdings in Onigiri von Thunfisch-Majo bis Salzpflaume einiges zu haben ist, ist noch nicht klar, ob ich meine präferierte Geschmacksrichtung schon gefunden habe.
Das einzige was uns gestern passiert ist, ist, dass wir auf dem Weg nach Hause eine alternative Route ausprobiert haben, manche würden sagen uns verfahren haben, und somit die Gelegenheit hatten den weiträumigen Norden Kyotos kennenzulernen. (Da sieht man mal was passiert, wenn in einer Reißbrettstadt eine Straße auf einmal diagonal verläuft...) Es ist dort zwar auch recht hübsch, aber es war schon dunkel.


Abendrot an der Brücke über dem Kamo

Kreuzung im Norden (ich hatte mir 100m zuvor einen Kürbis gekauft :D)

Ein unbekanntes Gebäude griechischen Ausmaßes, möglicherweise die Konzerthalle, war allerdings in der Dunkelheit nicht auszumachen.
Heute, den 29.09. besuchten wir nach dem üblichen Programm auf dem Heimweg noch den Chion-ji (ji heisst auf japanisch Tempel, weshalb Chionji-Tempel unsinnig wäre), der am Rande unserer täglichen Radroute liegt, weshalb wir diesen besichtigen wollten. Da es hier, wie erwähnt, ca. 400 Tempel gibt und die meisten gleich aufgebaut sind und auch sehr ähnlich aussehen, nur ein Bild davon.





Nadelbaum vor kumuliertem Himmel. Romantisches Naturerlebnis.

Nun, der andere Grund, weshalb ich mich hier kurz fasse, ist darin zu finden, dass es hier schon sehr spät ist und ich morgen wieder früh das Bett (und es mich) verlassen muss.

Somit wünsche ich wiederum allen einen guten Tag, eine gute Nacht (je nach Zeitzone) und hoffe, bald wieder die elektronische Feder schwingen zu können.

Ruichi

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