Montag, 20. September 2010

19.09.10 (10年9月19日) 京都の中に (Mitten in Kyoto) 

Liebe Leser,

um mich vorgestellt zu haben: mein Name ist Luigi (jp.ルイチ) ich bin 22 Jahre alt, Student der Ev. Theologie und stamme aus der Pfalz. Weiteres erübrigt sich zunächst. Wer mich kennt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen und wer mich nicht kennt, dem wird dieser Blog sicherlich genügend Aufschluss bieten. 
Mein derzeitiger Standort ist Kyoto (jp. 京都) im Land der aufgehenden Sonne (jp.日本)und da ich erst gestern angekommen bin, gilt es heute erstmal sich einen Überblick über die wichtigsten Dinge zu verschaffen. Ruhetag ist in Japan zum Glück der Montag.
Zu Kyoto vielleicht mal die wichtigsten Metadaten (auf keinen Fall von Wikipedia geklaut!): Kyoto belegt eine Fläche von 827,90 km² (10 Mal so groß wie Landau i.d.Pf.), auf welcher sich ca. 1,5 Mio. Menschen tummeln, woraus sich eine Einwohnerdichte von 1770 E/kM ergibt. Abgesehen von diesem Faktum liegt Kyoto auf dem 35 Breitengrad, was der Ebene von z.B. Nordafrika entspricht, woraus sich ergibt, dass hier noch sommerliche Temperaturen von über 30 Grad C vorherrschen. 
Rein historisch gesehen war Kyoto über viele Jahrhunderte (ca. 800 - ca. 1600) hinweg die kaiserliche Hauptstadt und somit auch das religiöse Zentrum, weshalb ich einen der ersten Sätze zitiere, die ich gelernt habe: 京都には お寺が 多い。(Kyoto ni wa otera ga ooi - In Kyoto gibt es viele Tempel.) Und das ist bei ca. 400 Tempeln (buddhistisch) und 1600 Schreinen (shinto) tatsächlich nicht untertrieben. 
Ansonsten bietet Kyoto, da es vom letzten Krieg großteils verschont wurde, eine sehr schöne Altstadt, in der man die architektonisch meisterhafte Weise japanischer Baukunst bewundern kann. Zuletzt gibts hier natürlich auch noch das Protokoll...
 
Als ersten Einblick in die Atmosphäre folgendes Bild: 
Der Blick aus dem Fenster meines Zimmers
Getränkeautomaten sind einfach überall in Japan





Was zuerstmal anstand, war die Suche nach Nahrung, wozu der nah gelegene Supermarkt 大国屋 (Daikokuya) zwar eine große Auswahl verschiedenster japanischer Köstlichkeiten anbot, allerdings auch unangenehm teuer war, weshalb es dort bei Baguette und Reis blieb.  Bei einer späteren Erkundung außerhalb unseres Stadtteils wurde klar, dass es auch durchaus ein wenig billiger geht, allerdings immernoch vergleichsweise viel Geld für Nahrungsmittel zu bezahlen ist. So erklärt sich auch warum die japanischen Bürger fast 70 % ihres Einkommens für Essen ausgeben.
Die erste Entdeckung des Tages war wohl das (in Japan) als Frühstück beliebte Onigiri, ein von Seetang umschlungenes Reisdreieck, welches eine Salzpflaume beinhaltet, die zweite war die japanische Süßigkeit, wobei der Singular durchaus angemessen erscheint, da die allgemeine japanische Süßigkeit meistens nur aus einer Paste aus roten Azukibohnen und süßer Reispampe besteht. 
Des weiteren stand heute eine längere Reise durch Kyoto an, die auch zu einem Schrein und zur langen Japanerwarteschlange am Ginkakuju, wie am Philosophenweg (nach heidelbergschem Vorbild) entlang mitten durch Gassen gepflegter Häuschen führte. Anschließend wurde zum ersten Mal - nach längerer Beschäftigung mit den Kanjis des japanisches Reiskochers - Reis nach japanischer Art gemacht und als Beilage zu frittierten Fischschwänzen eines unbekannten Fisches und Kartoffelfrikadellen gereicht und verspiesen. 
Besonders erfreulich ist, dass man in diesem Haus, wie in den meisten japanischen Häusern, nicht alleine ist, sondern sich in Gesellschaft von Schaben befindet. Selbige haben sich heute auch schon vorgestellt und werden wohl zur reinlichen Haltung der Küche anhalten, da uns sonst vom Essen wohl nicht so viel bleiben wird.
Auch wenn ich dachte, dass mich der Flug nicht wirklich mitgenommen habe, so muss ich doch eingestehen, dass ich doch noch ziemlich müde bin und mich daher nun zur Ruhe begeben werde.


Es grüßt

Ruichi


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen