Samstag, 9. Oktober 2010

30.09.-08.10.2010 (西暦2010年09月30日ー10月08日)

Liebe Leser, 

wie angekündigt nehmen die Studien doch einige Zeit in Beschlag. Daher ist auch nur wenig Neues zu berichten. Dennoch werde ich mein Möglichstes tun, der Stadt und der Tage Bestes darzustellen.


30.09. 
Nach einem von Japanisch durchhauchten Vormittag, wollten wir zu Mittag mit einer deutschen Theologin und Japanologin essen gehen. Leider war diese mittags verhindert, sodass wir zu fünft alleine gingen. Da wir ein Okonomiyaki (was übersetzt so viel heisst wie "die verehrte Vorliebe, gebraten")-Restaurant besuchten, bestellten wir uns auch Okonomiyaki, welches selbst zubereitet werden durfte. Der Teig für dieses Omelett ähnliche Gebilde kann tatsächlich aus so ziemlich allem, so auch aus den "geneigten Vorlieben" eines jeglichen, bestehen und avanciert eindeutig zu einem meiner Lieblingsgerichte.



Der Eingang des Restaurants (Kanjis: 草庵 soan - strohbedecktes Häuschen 

Okonomiyaki, gebraten auf einer im Tisch eingelassenen Herdplatte, wie es sie in vielen Restaurants gibt 

Nach diesem schmackhaften Mittagessen kamen wir am späteren Nachmittag in einen weiteren Genuss, nämlich uns in der Kunst der Kalligraphie üben zu dürfen. Dazu bekam jeder von uns ein Kalligraphieset (in wundervoll pink-rosaner Farbe) geschenkt, welches zugleich zu seinem ersten Einsatz gebracht wurde. 


Mathias übt sich in der hohen Kunst. 


Fortschritte in dieser Kunst erfordern sehr viel Papier... 

...aber wenn man das mal einige Jahre praktiziert hat, dann kann man durchaus solche Ergebnisse, wie unsere Lehrerin vorweisen (Das gefertigte Kanji: 愛 ai - Liebe; zweimal das gleiche Zeichen in verschiedenen Stilen). Man muss dazu sagen, dass Kalligraphie auch eine Kunst ist, die viel einfacher aussieht als sie in der Praxis tatsächlich ist. 

und das ist meine bescheidene Leistung nach einer Stunde übens: Mein bisheriges Lieblingskanji (嵐 arashi - Sturm) 

01.10.
Als Teil des täglichen Studienprogramms unternahmen wir eine Reise ins nahegelegene Historische Museum Kyoto, wovon ich auch ein paar Impressionen geben möchte. 


Modell einer Pagode. Original leider nicht mehr existent. 

12 schichtiger Kimono. Da hatte man dann ganz schön zu tun mit dem Einkleiden... 


Modell des Handelsunternehmens Kashiwaya aus der Edo-Zeit (1603-1868).

Danach waren wir noch ein wenig in der Innenstadt unterwegs, die allerdings riesig und kaum überblickbar scheint, vor allem, da sich dort so viele Wolkenkratzer tummeln. Das macht den Überblick schwer. Und das wars dann auch schon wieder mit diesem Tag. 


Abend im Banken- und Geschäftsviertel Kyotos (Kawaramachi) 

02.10.
Es hat mich ein wenig durcheinander gebracht, am Samstag auch noch studieren zu sollen, aber auch diesen Tag haben gemeistert und uns am Abend entschlossen uns an Tempura (frittiertes Gemüse) zu probieren.
Dazu eine kleine Einleitung: Mathias erklärt Tempura
Und das Ergebnis:



Quellen zu Folge kommt der Begriff "Tempura" vom lateinischen Wort "Tempora", ein Kurzbegriff für die Fastenzeit, und wurde von den portugisischen Missionaren, die im 16. Jahrhundert in Japan weilten, übernommen.
Und so neigte sich ein weiterer Tag der Nacht zu.

03.10.
Leider blieb es an diesem Morgen noch bei einer privaten Andacht.
Mittags sollte ein weiteres Mal die Innenstadt besichtigt werden, wenn es auch regnete. Zur Innenstadt ist nicht allzu viel zu sagen, da es dort zugeht, wie in den größeren Städten Europas auch. 


Ein weiterer abseits gelegener Tempel inmitten der Innenstadt. Davon gibt es allerdings unzählige. 


Tempeleingang zwischen zwei Neubauten. Will nicht so ganz passen. 

Da der Regen gegen Nachmittag stärker wurde und keine Besserung in Aussicht war... 

...gingen wir in einem Ramen-Restaurant zu Tisch... 

...und aßen dort natürlich, wie könnte es anders sein, auch Ramen.
Auch dazu eine kleine Einführung:Mathias erklärt Ramen
Danach besuchten wir noch auf kurze Zeit das wohl größte Kaufhaus Kyotos, Takashimaya, mit Ausmaßen, die mich erstaunten und entsetzten: Eine Etage für Schmuck, Schuhe und dergleichen, zwei für Damenbekleidung, zwei für Herrenbekleidung, eine für Kinder und im obersten Geschoß ein Restaurant, welches nach einem solchen Einkauf wohl auch von Nöten ist. In den jeweiligen Etagen befinden sich auch Stände einiger Designer, die nach dem Motto arbeiten: Wenn du nach dem Preis fragen musst, ist es zu teuer für dich.
Wiedereinmal genug Großstadtrausch für einen Tag.

04.10.
Da der Montag sich als freier Tag erwies, sattelte ich zur Mittagsstunde das Drahtpferd und machte mich Kirchen suchend unbestimmten Zieles auf in den Norden der Stadt. Das Wetter war leider mittags noch trüb, besserte sich aber zusehends.





Trotz vorheriger Konsultation des Internets bezüglich Kirchen stellte sich das Auffinden derselben als äußerst schwierig heraus.
Die erste aufgefundene stellte sich als katholische Kirche heraus. Diese war eher schlicht gehalten,von Außen hübsch basilikal, von Innen leider eher weniger...



(das blaue Buch mit neuem Liedgut verfolgt mich sogar bis nach Japan!)

Nach dieser privaten Besichtigung folgte ich weiter dem Verlauf der Straße, wobei das Überqueren von einer der vielen Brücken immer wieder ein besonderes Vergnügen darstellt.


Die zweite an diesem Tag besichtigte Kirche mutete recht seltsam an:



und der erste Eindruck bestätigte sich dann auch beim Betreten der Kirche, wobei die Tür von einer jungen Japanerin im schwarzen Anzug geöffnet wurde und diese mich in die Kirche leitete. Dort befanden sich eine weitere junge Japanerin und zwei Japaner je im schwarzen Anzug, mit denen ich das Gespräch suchte und ihnen wohl auch vermitteln konnte, dass ich einer der ihrigen sei. Sie gaben mir die Auskunft, dass sie Protestanten seien, was allerdings wohl widerrufen werden muss. So spürte man deutlich gewisse Verhärtungen in der Atmosphäre, die durch das Verbot der Fotographie im Inneren der recht hässlichen (mein subjektiver Eindruck!) Holzeinbauten nur noch bestätigt wurden.
So entfloh ich diesem Ort bald darauf wieder und ritt in den Sonnenuntergang hinein wieder nach Hause.


05.-08.10.
Außer äußerst wechselhaftem Wetter ereignete sich an diesen Tagen äußerst wenig.
Daher verlasse ich den geneigten Leser nun mit einigen letzten Eindrücken, die nur teilweise des Kommentares bedürfen werden.




Der bepalmte Blick aus dem Fenster unseres Studienraumes im NCC.


Ja, dieser Fluss, immer wieder ein wundervoller Anblick (zumindest für Naturromantiker :D)


Auf dem Heimweg vom NCC Center trafen wir am Ufer des Kamo auf einen Morin chuur-Spieler (wer mehr darüber wissen möchte: http://de.wikipedia.org/wiki/Mongolische_Pferdekopfgeige), der uns auch probieren ließ auf diesem Instrument zu musizieren. Sehr meditativ, aber ich bleibe doch bei meiner Laute.

Letzt zu nennend: Da mir das praktische Musizieren doch sehr gefehlt hat, habe ich mir eine Gitarre angeschafft und bin recht glücklich damit, auch wenn die Stahlsaiten meine Finger noch recht stark penetrieren. Meine Hoffnung liegt auf der Hornhaut.


Damit verabschiede ich mich - vielleicht diesmal nicht so lange - und sende zuletzt Grüße aus Kyoto
Ruichi 

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